Berlin, 18.07.2016 Mangelnde Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, unterschiedliche Löhne bei Männern und Frauen und eine Arbeitszeitkultur, die auf Präsenz statt auf Ergebnisse setzt führen dazu, dass viele junge Familien unter Druck stehen. Einen Ausweg aus dieser Situation bietet oftmals nur das klassische Familienmodell mit dem Vater als Hauptverdiener und der Mutter als Zuverdienerin. Dagegen wünschen sich aber 60 Prozent der Eltern mit kleinen Kindern, Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich aufzuteilen.
Nachdem Verbände und Wirtschaftsinstitute seit längerer Zeit darüber diskutieren, hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig heute ihrerseits konkrete Eckpunkte zu einer Familienarbeitszeit vorgelegt. Eltern, die beide zwischen 80 und 90 Prozent einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen, sollen eine pauschale Lohnersatzleistung von 300 Euro im Monat erhalten, die jeweils zur Hälfte an die Partner/innen ausgezahlt wird. Dieses gilt für 24 Monate.
Das Zukunftsforum Familie e.V. begrüßt die Idee als einen Schritt in die richtige Richtung. Die Vorsitzende des ZFF, Christiane Reckmann, erklärt:
"Gerade junge Eltern brauchen zeitliche Entlastungen. Wenn dieses auch noch dazu führt, dass sich Familien partnerschaftlich organisieren, dann erhält das Modell einer Familienarbeitszeit unsere volle Unterstützung! Der Arbeitszeitkorridor von 80 bis 90 Prozent kann dazu beitragen, dass es für Familien attraktiver wird, wenn beide Elternteile einer vollzeitnahen Beschäftigung nachgehen. In diesem Sinne ist die Familienarbeitszeit auch Frauenförderung. Ebenso unterstützen wir den Vorschlag, eine pauschale Leistung im Gegenzug zur Arbeitszeitverkürzung anzubieten. Dieses stärkt Familien mit geringem und mittlerem Einkommen, lässt aber auch höhere Einkommen nicht außen vor.“
Allerdings, so Reckmann weiter, kann eine Familienarbeitszeit nur im Zusammenspiel mit weiteren Regelungen richtig wirken:
„Ohne ein Rückkehrrecht aus der Teilzeit in die vorherige Arbeitszeit sowie ein Gesetz, welches die Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen in den Blick nimmt, besteht die Gefahr, dass die Familienarbeitszeit verpufft. In der Trias Entgeltgleichheit, Rückkehrrecht aus der Teilzeit und Familienarbeitszeit kommen wir bei der Unterstützung junger Familien erheblich weiter.“